Foto: E. Klein
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Grenzen setzen...

Das Naturschutzgebiet "Brachter Wald" liegt bei Brüggen hart an der Grenze zu den Niederlanden. Es ist das ehemalige Munitionslager der britischen Rheinarmee, geschlossen 1996. Die Vergangenheit ist heute noch gut sichtbar, asphaltierte Straßen, zahllose Schutzwälle, Gebäudereste, stehengebliebene verrostete Hinweisschilder und ein 18 km lange Zaun mit Zugänge, die man an einer streng geschützten Grenzen erwarten würde. Die Naturschutzbehörde versucht hier eine heideartige Kulturlandschaft aufzubauen. Das Naturschutzgebiet ist ideal für Fahrradfahrer, weniger gut geeignet für Fußgänger.

Wie keine andere Landschaft wird der Mensch hier in seiner Freiheit eingegrenzt. Er darf nur wenige Wege gehen, überall stehen Verbotshinweise an den Abzweigungen und natürlich ist das Verlassen der Wege nicht erlaubt. Aber auch der Wald wird reglementiert. Unterholz und Strauchschicht dürfen nicht hochkommen, dafür sorgen die erhöhte Zahl von Rehen und Rinder (die aber auch nicht den Park verlassen können), die alles wegfressen, was wachsen will. Viele Bäume stehen in Reih und Glied. Verlassen wir den Park an den wenigen Zugängen, so entdecken wir wieder einen Wald, der Wald sein darf. Es ist auffällig: rechts ein dichter Wald, links ein verarmter Wald (Hutweide).

Immer wieder drehen sich meine Gedanken um unsere Begrenztheit, wenn ich in dieses Naturschutzgebiet trete. Innere und äußere Begrenztheit. Warum darf (oder kann?) ich nicht so sein, wie ich bin? Körperliche und intelektuelle Grenzen werfen uns immer wieder zurück und unsere Gesellschaft duldet es nicht, daß wir unternehmen, was wir wollen. Und doch sehen wir durch einen Zaun, wie es sein könnte... Und das macht Mut, die Schlupflöcher zu finden, die uns zu dem führen, was wir suchen, nähmlich die Freiheit, uns so zu entwickeln, daß wir zufrieden sein können. (Eberhard Klein)

Foto: E. Klein
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... Mensch und Wasser

An keinem Ort der Welt ist der Kontakt des Menschen zum Wasser so innig wie in Venedig. Venedig ist im Wasser gebaut. Es gibt keine Straßen, dafür aber zahlreiche Wassertaxis. Zwar gibt es eine Verbindung zum Festland, aber der Transport aller Waren innerhalb Venedigs erfolgt über das Schiff. Fast jeder Weg endet oder beginnt an einem Kanal.

Und doch gibt es einen Ort in Venedig , an dem man dem Wasser noch näher kommt. Es ist die Kirche "San Zaccaria". In der Krypta, die man nach Zahlung eines Euros (wegen einiger Gemälde außerhalb der eigentlichen Krypta) betreten kann, gelangt man in die Stille eines nur wenig betretenen Raumes. er unterscheidet sich durch seine Schlichtheit sehr stark von den prunkvollen Kirchenräumen in Vendig. Eine Madonne, stehend auf einem Altar, wird umrahmt von mächtigen romanischen Bögen. Die Krypta läßt sich nur durch einen ziegelsteinhohen Gang durchqueren, da der Boden unter Wasser der Lagune steht. Nirgendwo habe ich mich dem Wasser so verbunden gefühlt wie an diesem Ort!

(Eberhard Klein)

Foto: E. Klein
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Lebenswille ...

Forstarbeiter entnahmen im Rahmen von Auslichtungen eine Großen Küstentanne (Abies grandis). Übrig blieb nur ein Stumpf. Überraschend wehrte sich der Baum gegen den Tod. Im Wettrennen gegen allgegenwärtige Pilze versuchte er die Wunde durch Überwallung zu schliesen. Woher nahm er die Kraft? Er konnte keine Energie mehr aus seinem Nadelwerk ziehen, nur noch Wasser und Nährstoffe aus dem Boden mittels Hilfe durch Pilze waren ihm noch zugängig. Die Energie erhielt er über sein Wurzelwerk durch das Wurzelwerk seine Nachbarbäume! Damit zeigt sich, daß der Wald nicht nur aus Einzelbäumen besteht, sondern eine Lebensgemeinschaft darstellt.

Niemand muß ein Einzelner bleiben. Jeder Mensch ist angeschlossen an eine größere Gemeinschaft, einer Gemeinschaft von Menschen und ist darüberhinaus auch dem Leben angeschlossen. Selbst in größter Not (vgl. Baum!) bin ich noch dem Leben zugehörig und kann noch Kraft und Energie mir schenken lassen von Menschen ... und von der Natur!